neues sondervermögen des bundes.
aus der tagesspiegel-kolumne 'vom campus'.
Auf der einen Seite wird geklagt: Über die Sparvorgaben des Berliner Senats, von dem auch die Wissenschaft erheblich betroffen ist. Die Kürzungen gehen so weit, dass erste Berliner Hochschulen um ihre Existenz bangen. Die Präsidentin der TU Berlin will dagegen nun sogar vor Gericht ziehen.
Auf der anderen Seite wird geträumt: von zusätzlichen Investitionen in fast unvorstellbarer Höhe, die sich wahlweise als Sondervermögen oder Zusatzschulden framen lassen. 500 Milliarden Euro für zusätzliche Investitionen planen Union und SPD: Geld, das auch der Wissenschaft zugutekommen soll.
Dieser unverhoffte Geldsegen weckt natürlich Begehrlichkeiten: Schon vor drei Jahren führte der Wissenschaftsrat aus, dass es rund 60 Milliarden Euro brauche, um den Sanierungsstau in der Wissenschaft zu überwinden. Die Hochschulrektorenkonferenz kommt dafür bereits auf einen schwammigen Betrag in „dreistelliger Milliardenhöhe“, um nicht nur Campi mit Laboren und Bibliotheken zu erneuern, sondern auch die benötigte digitale Infrastruktur auszubauen. Im Vergleich dazu sind die vier Milliarden, die das deutsche Studierendenwerk für soziale Infrastruktur – dazu gehören Mensen und Cafeterien – fordert, fast schon genügsam.
Die große Summe von 500 Milliarden Euro verteilt sich jedoch nicht nur über zehn Jahre, sondern auch über mehrere Infrastrukturbereiche: Es soll auch in Klimaschutz, Zivil- und Bevölkerungsschutz, Verkehr, Krankenhäuser, Energie, Bildung und Betreuung investiert werden. Und so zeichnet sich schon jetzt ab, dass sich selbst die größte Summe schnell zu klein anfühlen kann.
Abzuwarten bleibt nun zunächst, ob nach der Einigung von Union, SPD und Grünen die Mehrheiten für die zusätzlichen Infrastrukturinvestitionen tatsächlich stehen. Oder ob wir – statt uns um einen Quintupel-Wumms zu streiten – zunächst bei den Existenzsorgen bleiben.
Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.