wahlprogramm-check für die wissenschaft: ein bunter strauß an forderungen.
aus der tagesspiegel-kolumne 'vom campus'.
Nur noch ein Monat bis zur Bundestagswahl und die Parteien haben ihre Wahlprogramme veröffentlicht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gehört zu den fünf ausgabenstärksten Ministerien. Umso wichtiger ist es, sich die wissenschaftspolitischen Vorstellungen anzuschauen.
Die SPD beschwört den „Erfindergeist“ und die Union fast wortgleich „Unternehmergeist und Erfindertum“. Beide wollen die Künstliche Intelligenz stärken und verknüpfen Wissenschaft vor allem mit wirtschaftlichem Erfolg. Am Rande geht es auch um gute Arbeit in der Wissenschaft, bei der SPD in Form von planbaren Karrierewegen und bei der Union über eine Stärkung des Mittelbaus.
Die Grünen planen eine „Innovationsinitiative Zukunfts-Campus“, die nachhaltige Hochschulräumlichkeiten schaffen soll. Gerade für Berlin wäre eine solche Unterstützung eine große Erleichterung, häufen sich hier doch mittlerweile die Skandale um baufällige Lehrräume.
Die FDP nimmt die Wissenschaft als einzige Partei ins erste Kapitel ihres Wahlprogramms auf. Sie fordert darin unter anderem ein elternunabhängiges Bafög. Gewagt ist ihr Vorhaben, mehr Wissenschaftsfreiheit etablieren zu wollen, war es doch gerade ihre Ministerin Stark-Watzinger, die über den Vorwurf gestolpert ist, Fördergelder an politische Haltungen zu knüpfen.
Bei den Linken stehen faire Beschäftigungsbedingungen im Vordergrund: Sie fordern Dauerstellen für Daueraufgaben und 6-Jahres-Stellen für Promovierende.
Die AfD wünscht sich das Diplom zurück, will Gleichstellungsbeauftragte abschaffen und beschwert sich über woke Ideologie an Universitäten. Und das BSW will sowohl mehr Praxis im Lehramtsstudium als auch mehr Medizinstudienplätze.
In jedem Fall bleibt zu hoffen, dass die Koalition, aber auch die zuständige Ministeriumsspitze, der Wissenschaft die Aufmerksamkeit (und das Geld) zukommen lässt, die sie verdient.
Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.