Wissenschaftlerinnen sollen sich mit ihrer Expertise in gesellschaftspolitische Debatten einbringen, aber dabei nicht zur Aktivistin werden, sondern immer objektiv bleiben – geht das überhaupt? Wie gelingt „gute, engagierte Wissenschaft“? Wissenschaft soll international sein, aber wie verträgt sich das mit dem Verzicht auf Reisen aus Nachhaltigkeitsgründen? Und welche politisch-ethischen Grenzen stehen einer Internationalisierung im Weg?

Mit diesen und weiteren Fragen zu Utopien und Posthumanem, Kunst als Wissen und Geld als Form der symbolischen Kommunikation beschäftigen sich zurzeit die 50 Mitglieder der Jungen Akademie. Und weil bald wieder zehn Mitglieder turnusgemäß ausscheiden, ist Platz für zehn Neue, die sich für fünf Jahre in diesem vor Ideen sprudelnden Netzwerk aus Wissenschaftlern und Künstlerinnen engagieren wollen. Interessierte können sich noch bis zum 11. November bewerben!

Kommt eine Bewerbung nicht infrage, kann man sich zumindest bei einer der vielen Veranstaltungen inspirieren lassen, zum Beispiel am 1. Oktober in der Reihe „Irritieren Sie mich“ zu Fake News und Fleischkonsum in der Antike. Oder am selben Tag bei einer KlimaLecture. Denn neben der interdisziplinären Zusammenarbeit und dem Setzen wissenschaftspolitscher Impulse verfolgt die Junge Akademie auch das Ziel, sich an der Schnittstelle von Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft einzumischen.

Zehn Jahre ist es her, dass ich selbst dort aufgenommen wurde und damit liegt mein Abschied nun auch schon fünf Jahre zurück. Richtig war damals genauso wie heute, womit Dieter Simon bereits 2000 die Schaffung der Jungen Akademie begründete: „[Der Nachwuchs] wird zu spät selbstständig und zu lange gerontokratisch beherrscht oder paternalistisch betreut.“ Gut, dass es die Junge Akademie gibt, die dem entgegenwirkt!


Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.