Einen Tag braucht es hier von der Formulierung einer Stellenausschreibung bis zu deren Veröffentlichung, berichtet eine Freundin voller Begeisterung. Sie wurde kürzlich wegberufen, nachdem sie viele Jahre an Berliner Universitäten tätig war. Einen Tag!

In Berlin ist das undenkbar: Ist eine Stellenausschreibung formuliert, wandert sie über die Institutsverwaltung an die Fakultät, von dort in die Personalabteilung und zum (studentischen) Personalrat und von dort oftmals wieder zurück mit einer Frage, zum Beispiel ob nicht „gute Deutschkenntnisse“ ausreichen würden statt „sehr gute“. Nach Verbesserung der Ausschreibung geht es dann den ganzen Weg wieder zurück, manchmal mit weiteren Schleifen.

Insgesamt ziehen sich Einstellungsverfahren etwa neun Monate hin (für Berufungen auf Professuren deutlich länger). Neun Monate, in denen diverse Formulare ausgefüllt und mehrseitige Schreiben formuliert werden müssen, unzählige Personen damit befasst sind und lange Entscheidungswege abgegangen werden.

Und zwar unabhängig davon, ob es sich um eine Stelle für eine studentische Hilfskraft oder eine erfahrene Wissenschaftlerin handelt. Der Vertrag selbst liegt dann meist erst einen Tag vor Beschäftigungsbeginn vor.

Das kostet viel Zeit, viel Personal und viele Nerven. Und diese sind dann natürlich nicht mehr für Forschung und Lehre oder eine ausgeglichenere Work-Life-Balance verfügbar. Ein mühsamer Prozess für alle Beteiligten.

Ich frage mich: Sind die Personalentscheidungen in Berlin durch diese aufwändigen Verfahren so viel besser, dass sie sich letztendlich auszahlen? Stellen wir klügere und kreativere Menschen ein? Sind unsere Einstellungsprozesse fairer? Man mag das hoffen, aber auch bezweifeln. Und sich wünschen, dass sich auch hier effizientere Verwaltungsprozesse durchsetzen werden.


Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.