Für 53.000 Berliner Studierende sind es die letzten Tage mit einem Semesterticket. Am Ende des Sommersemesters am Samstag läuft dieses für Studierende der Technischen Universität Berlin, der Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Universität der Künste aus.

Bisher galt für die Studierenden das Solidarmodell. Alle zahlen etwa 200 Euro pro Semester und erhalten dafür unbegrenzten Zugang zum öffentlichen Nahverkehr Berlins. Für jene, die mit den Öffentlichen zur Uni fahren, war das ein guter Deal. Für den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) ebenfalls, denn 200.000 Studierende gewann er damit als Kund:innen – ob diese den Nahverkehr regelmäßig nutzten oder nicht: Auch die Fußgänger und Radfahrerinnen, die Roller- und Autofahrenden zahlen.

Mit dem Deutschlandticket aber ist das Solidarmodell am Ende. Während mittlerweile alle für 49 Euro durch ganz Deutschland fahren können, sollen Studierende nach Ansicht des VBB weiterhin 33 Euro allein für den Berliner Nahverkehr zahlen, und zwar unabhängig davon, ob sie ihn wirklich nutzen. Selbst die Berliner Professorin ist dank ihres Jobtickets günstiger mit den Öffentlichen unterwegs. Das heißt: Es gibt keinen ernstzunehmenden Mengenrabatt für Studierende mehr, der das Solidarmodell rechtfertigen würde.

Einen Zugang zum Sozialticket für 9 Euro gibt es leider ebenso wenig. Selbst wenn Studierende BAföG erhalten, wird ihn dieses vorenthalten. Dabei leben viele Studierende ohnehin schon am Existenzminimum. In Berlin – auch wegen der hohen Mieten und fehlenden Wohnheimplätze – umso häufiger.

Deshalb brauchen wir ein faires Semesterticket. Gemessen an den Kosten für das Deutschlandticket dürfte das Semesterticket nämlich nur knapp 100 Euro pro Semester kosten. Eine gute Alternative wäre die Öffnung des Berliner Sozialtickets für alle Studierenden.


Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.