In Berlin haben die Semesterferien begonnen. Überhitzte Seminarräume können gegen ein kühles Homeoffice getauscht werden, das – je nach Wetter, Fachdisziplin und To-dos – auch ins Café oder an einen See verlegt werden kann. Oder man reist samt den lieben Kleinen in den Familienurlaub, dem diese bereits seit einer guten Sommerferienwoche entgegenfiebern. Zumindest, sofern man selbst nicht im Prüfungsstress gebunden ist.

Schwieriger wird die Vereinbarkeit von Semester- und Schulferien im kommenden Wintersemester. Kaum hat die Vorlesungszeit begonnen, haben die Schulkinder zweiwöchige Herbstferien, auch die Winterferien finden gänzlich während der Vorlesungszeit statt. Für Studierende mit Kindern ist das ebenso ein Problem wie für Lehrende, die während der Vorlesungszeit nämlich keinen Urlaub nehmen dürfen.

Vieles spricht für eine Anpassung der Vorlesungszeiten: zum einen die Vereinbarkeit von Familie und Studium beziehungsweise Wissenschaft, zum anderen die Ermöglichung internationaler Mobilität. In den meisten anderen Ländern beginnen die Vorlesungszeiten nämlich deutlich früher, was immer wieder zu Problemen führt, wenn Studierende ein Semester in Deutschland nicht abschließen können, ohne den Beginn des nächsten Semesters zu verpassen, zum Beispiel.

Die Uni Mannheim hat daher schon vor vielen Jahren ihre Semesterzeiten angepasst: Ein Herbstsemester beginnt dort schon Anfang September und endet vor Weihnachten, ein Frühjahrssemester beginnt im Februar und endet bereits Anfang Juni. Die Hochschulrektorenkonferenz scheiterte allerdings bisher bei allen Versuchen, dies zum deutschlandweiten Standard zu machen.

Doch dabei bleibt es hoffentlich nicht: Viel Rückenwind erhält das Anliegen bei Twitter über #SemesterUnvereinbar. Dies löste wiederum eine Debatte dazu im nordrhein-westfälischen Landtag aus. Dort argumentierte man zusätzlich mit Energieeinsparungen: Hörsäle und Seminarräume während der Wintermonate nicht heizen zu müssen, ist ein weiteres Argument für eine internationale Anpassung der Vorlesungszeiten. Hoffen wir, dass sich weitere Personen finden, die dieses Anliegen voranbringen.


Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.