Etwa 20 Jahre ist es her, dass die Bezahlung von Professor:innen grundlegend geändert wurde: von der C- zur W-Besoldung. Seitdem werden zu einem niedrigeren Grundgehalt zusätzlich individuell verhandelbare Leistungsbezüge gezahlt. In Berlin, wo das Grundgehalt vergleichsweise niedrig ist, machen die Leistungsbezüge besonders viel aus. Ein Beispiel: Professor:innen der höchsten Besoldungsgruppe erhalten an der Humboldt-Universität im Mittel 2000 bis 3000 Euro Leistungsbezüge pro Monat.

Gleichzeitig gibt es Kritik an der Grundlage für Leistungsbezüge, nämlich an den Indikatoren für wissenschaftliche Leistung. Gemessen werde häufig nicht, wie inspirierend, kreativ oder kollegial sich eine Person verhält, ob sie zu einem wissenschaftlichen Durchbruch beiträgt oder mit engagierter Lehre die Studienabbruchquoten senkt. Stattdessen werde gemessen, was leicht messbar ist: der Umfang eingeworbener Drittmittel statt der Effizienz von Forschung. Oder die Anzahl an Publikationen statt der Qualität einer neuen Idee.

Vor allem aber sind es Bleibeverhandlungen im Zusammenhang mit externen Rufen, die die Leistungsbezüge erhöhen. Das ist insofern skurril, als eine Person mit einem externen Ruf zeigt, dass sie besonders gut an eine andere Hochschule passt, nur um dann an ihrer bisherigen Hochschule zu bleiben und dort besser bezahlt zu werden.

Schließlich sind die bisherigen Indikatoren auch noch systematisch verzerrt: Sie bevorteilen im Allgemeinen männliche Wissenschaftler und Personen in männlich dominierten Fachdisziplinen. Das schlägt sich auch in Berlin in Gender Pay Gaps von bis zu 800 Euro nieder.

Vielleicht würde es der Wissenschaft nützen, sich wieder auf das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ zu besinnen, anstatt auf verzerrte Leistungsindikatoren zu setzen.


Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.