Nun wurde also wieder gewählt in Berlin. Und wenn es so kommt, wie es derzeit scheint, dann wird eine neue schwarz-rote Koalition einige Veränderungen für den Berliner Wissenschaftsstandort bedeuten.

Das gilt schon allein personell, denn die derzeitige grüne Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote müsste den Posten für eine Person von CDU oder SPD räumen. Das ist einerseits bedauerlich, weil sie in der Wissenschaftsszene breit geschätzt wird. Dieser Wechsel geht aber andererseits auch mit der Chance einher, die mit Aufgaben hoffnungslos überfrachtete Senatsverwaltung – neben Wissenschaft und Forschung verantwortet sie auch Gesundheit, Pflege und Gleichstellung – thematisch zu fokussieren. Gut möglich, dass zukünftig einige wissenschaftspolitische To-dos schneller umgesetzt werden, die im Haus während der Corona-Pandemie zur Nebensache wurden.

Der größte wissenschaftspolitische Dissens zwischen CDU und SPD dürfte der Umgang mit der mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Novelle des Berliner Hochschulgesetzes zur „Stärkung der Berliner Wissenschaft“ darstellen. Damit hatte die rot-grün-rote Koalition nicht weniger als eine grundlegende Reform der Personalstrukturen an Universitäten eingefordert, was unter anderem mehr Stellen mit Entfristungsperspektive nach der Promotion vorsah. Das Ziel: Bessere Beschäftigungsbedingungen schaffen und für kluge Wissenschaftler:innen noch attraktiver werden.

Im Wahlprogramm der Berliner CDU taucht das Thema „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ jedoch nicht auf. Stattdessen will sie „das Berliner Hochschulgesetz … entschlacken“ und damit „den Hochschulen ihre Freiheiten zurückgeben.“ Zu befürchten ist, dass damit auch ein Rückschritt hin zu einer „Freiheit zu Kettenbefristungen“ gemeint sein könnte. Der SPD liegen gute Beschäftigungsbedingungen zwar am Herzen, aber ob diese zu den „Herzenssachen“ gehören, die sie bereit ist durchzusetzen, wird sich zeigen müssen.


Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.