#ichbinhanna an der humboldt uni.
beitrag in der reihe 'freitag nach eins...'
In der Reihe ‘Freitag nach eins…’ der Humboldt-Universität zu Berlin kommen jede Woche Mitglieder der Uni zu Wort, um sich zu aktuellen Themen oder allgemeinen Fragen in einem Kurzvideo zu äußern. Heute durfte ich zu #IchBinHanna sprechen, einer Initiative, die auf Twitter von Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon ins Leben gerufen wurde. Im Folgenden finden Sie den Text, der die Grundlage für das Video bildete, zum Nachlesen.
Hallo bei Freitag nach Eins!
Ich bin Jule Specht, bin Professorin für Persönlichkeitspsychologie und habe heute die Gelegenheit über die Diskussionen zu #IchBinHanna zu Ihnen sprechen.
Unter dem Hashtag #IchBinHanna wird zurzeit über Beschäftigungsbedingungen und Karrierewege in der Wissenschaft in Deutschland diskutiert. Vor allem das Wissenschaftszeitvertragsgesetz wird kritisiert. Es erlaubt Befristungen über einen Zeitraum von im Allgemeinen 12 Jahren - also deutlich länger als außerhalb der Wissenschaft.
Die Kritik unter #IchBinHanna zielt vor allem auf die große Zahl befristet beschäftigter Wissenschaftler:innen nach der Promotion. Es wird argumentiert, dass man sich nach der Promotion hauptsächlich für eine Karriere in der Wissenschaft qualifiziert und dass daher ab diesem Zeitpunkt Stellen mit Perspektive – sei es als unbefristete Stelle im Mittelbau oder als Tenure-Track-Professur – angemessen wäre.
Auch an unser Uni wird dieses Thema seit langem diskutiert, denn auch bei uns ist die Mehrzahl der Stellen für Wissenschaftler:innen befristet. Insgesamt 440 Professuren haben wir zurzeit an der Humboldt Uni, davon 60 befristet und längst noch nicht alle mit einem Tenure Track ausgestattet. Im Mittelbau sind zurzeit knapp 2000 Personen beschäftigt, etwa die Hälfte davon aus Haushaltsmitteln und nur 385 dauerbeschäftigt. (Quelle: Personenstatistik der Humboldt-Universität zu Berlin)
Das heißt: Insgesamt sind gut 2/3 der Wissenschaftler:innen an der Humboldt Uni befristet beschäftigt.
Was macht die Humboldt Uni, um die Situation zu verbessern?
Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, darunter die Humboldt Graduate School für Promovierende und Unterstützungsangebote für Postdocs im Servicezentrum Forschung. Besonders hervorheben möchte ich aber, dass die Humboldt Uni große Fortschritte bei der Einrichtung von Tenure-Track-Professuren gemacht hat. Mittlerweile sind zum Beispiel alle 26 Tenure-Track-Professuren besetzt, die die Humboldt Uni über den Nachwuchspakt einwerben konnte. Auf diesen Professuren erhalten Wissenschaftler:innen bereits in einer frühen Karrerierephase die Möglichkeit, selbstständig zu forschen und zu lehren und haben die Perspektive auf Entfristung, wenn sie sich dabei bewähren. Momentan werden etwa 30% der Neuberufungen als Tenure Track umgesetzt, um Wissenschaftler:innen frühzeitig an die Humboldt Uni zu binden und hier weiterzuentwickeln.
Damit einher gehen Überlegungen zu grundlegenden Veränderungen in der Personalstruktur: An mehreren Instituten wird zurzeit über die Einführung von Departmentstrukturen beraten. Die Idee: Die Haushaltsmittel der Uni vor allem in unbefristet beschäftigte Wissenschaftler:innen zu investieren. Zum Beispiel könnte die Aufwertung von befristeten Postdoc-Stellen in Tenure-Track-Professuren bessere Perspektiven schaffen, ebenso wie Entfristungen von Postdoc-Stellen für die Bearbeitung von Daueraufgaben.
Sie sehen: Es passiert etwas, aber es gibt auch noch viel zu tun. Wie unter den jetzigen Rahmenbedingungen Verbesserungen möglich sind, diskutieren wir zum Beispiel in den monatlichen digitalen Sitzungen der Kommission für Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs und in der Entwicklungs-Planungs-Kommission. Die Sitzungen sind öffentlich, kommen Sie also gern mal vorbei. Alle Termine und Zugangsdaten finden Sie auf den Seiten der Humboldt Uni.
Ich hoffe, wir nehmen #IchBinHanna zum Anlass, auch an der Humboldt Uni verstärkt gemeinsam darüber zu diskutieren, wie unsere Uni in Zukunft aussehen soll. Ich freue mich auf den Austausch mit allen Hannas und ihren Kolleg:innen und Studierenden. Alles Gute und bis dahin!
Das Kurzvideo in der Reihe ‘Freitag nach eins…’ kann hier angesehen werden.