sex macht gesund.
labor meets liebe.
Wir brauchen mehr Sex. Denn Sex kann nicht nur glücklich, sondern auch gesund machen. So lautet zumindest das Fazit einer neuen Studie, die endlich Schluss machen möchte mit dem sorgenvollen „was da alles passieren kann…“.
Denken Sie doch bitte für einen Moment an Sex! — Den meisten Lesenden kommen nach einer solchen Aufforderung nun hoffentlich zahlreiche euphorische Gedanken. Ein forschender Psychologe denkt nach einer solchen Aufforderungen dagegen eher an Krankheiten, ungeplante Schwangerschaften und ungewollte Übergriffe. Von dieser einseitigen Betrachtung hatten Lisa Diamond und David Huebner, beide Psychologie-Professoren an der Universität von Utah, genug und schrieben einen Überblicksartikel (2012) über die zahlreichen positiven Seiten von Sex.
Mehr Sex führt zu mehr Gesundheit
Regelmäßiger Sex geht mit einer besseren Gesundheit einher. Zum Beispiel sinkt bei Männern das Risiko für Prostatakrebs mit der Ejakulationshäufigkeit. Wer häufiger kommt, tut damit also etwas für seine Gesundheit (sofern er sich dabei nicht mit einer Geschlechtskrankheit ansteckt). Weitere Studien zeigten außerdem einen positiven Einfluss von Sex auf das Herz und den Kreislauf.
Mehr Sex führt zu einem längeren Leben
Männer, die noch mit 70 Jahren sexuell aktiv sind, haben eine geringere Wahrscheinlichkeit in den folgenden 5 Jahren zu sterben als Männer, die sexuell weniger aktiv sind. Bei Frauen ist das leider nicht so einfach: Getreu dem Stereotyp kommt es bei den Frauen nicht auf die Quantität, sondern die Qualität des Sex an. Verspüren Frauen mehr Genuss beim Sex, dann geht dies auch bei ihnen im Durchschnitt mit einem längeren Leben einher. Doch nicht nur im hohen Alter wirkt Sex lebensverlängernd. Auch in einer Studie an Männern in ihren 40ern und 50ern sank das Risiko in den kommenden 10 Jahren zu sterben mit der Häufigkeit der Orgasmen.
Mehr Sex führt zu einer glücklicheren Beziehung
Glückliche Partnerschaften führen selbst bereits zu einem längeren, gesünderen und glücklicheren Leben. Dies liegt vor allem daran, dass sich die soziale und emotionale Unterstützung in Beziehungen günstig auf das Herz, den Kreislauf, das neuroendokrine und das Immunsystem auswirkt. Damit ist Sex hierbei eine doppelt kluge Entscheidung: Denn er führt nicht nur selbst zu mehr Gesundheit, sondern stärkt auch noch die Beziehung, die auch wiederum einen gesundheitsförderlichen Effekt hat.
Aufgrund dieser Information kann die logische Schlussfolgerung eigentlich nur sein: Habt mehr Sex (sicher ist besser)! Trotzdem fordern weiterhin prominente Institutionen wie die Kirche oder auch die Republikaner keinen Sex vor der Ehe (siehe beispielsweise die True Love Waits Campaign). Nur: Ist diese Beschränkung auf Sex in der Ehe (und damit zwangsläufig auf weniger Sex als ohne diese Beschränkung möglich wäre) nicht ein Gesundheitsrisiko? Oder ist Sex vor der Ehe tatsächlich riskant?
In einer Studie von Huibregtse und Kollegen (2011) wurde genau dieser Frage nachgegangen und tatsächlich gehen frühe sexuelle Erfahrungen im Allgemeinen mit riskantem Sexualverhalten einher, zum Beispiel mit Promiskuität, mit Sex unter Drogeneinfluss und mit Geschlechtskrankheiten. Die Frage bleibt jedoch, was die Ursache für diesen Zusammenhang ist. Um dies zu untersuchen, verglichen Huibregtse und Kollegen Zwillinge, die sich darin unterschieden wann sie das erste Mal sexuelle Erfahrungen machten. Dabei fanden sie heraus, dass Zwillinge ein ähnliches Risiko für riskantes Sexualverhalten hatten, selbst wenn sie zu sehr unterschiedlichen Zeiten das erste Mal Sex hatten.
Das heißt, dass nicht die frühe sexuelle Erfahrung per se sich nachteilig auswirkt, sondern dass es andere Faktoren gibt, die sowohl den Zeitpunkt des ersten Sex beeinflussen, als auch die Wahrscheinlichkeit für riskantes Sexualverhalten. Oder anders: Früher Sex selbst schadet nicht. Er ist vielmehr eine Folge von Faktoren, die auch riskantes Sexualverhalten bedingen können. Somit werden auch Gesundheitsprogramme, die eine „Heb dich auf“-Parole verkünden, damit kein gesünderes Sexualverhalten erreichen. Vielmehr dürften sie damit der Gesundheit schaden (siehe oben).