Bitte lächeln! …und fertig ist das Jahrbuchfoto. Obwohl dieser Moment künstlicher Freude so flüchtig scheint, verrät er große und kleine Geheimnisse über die abgelichtete Person, ihr Wohlbefinden, Liebesleben und die ferne Zukunft.

Facebook steckte noch in den Kinderschuhen, da war es schon eine Quelle zur Glücksmessung: Seder und Oishi (im Druck) maßen bereits im Jahr 2005 wie stark Personen auf ihren Profilfotos lachten. Zwei Muskelbereiche sind für diesen Gefühlsaudruck besonders relevant: der Musculus zygomaticus major und der Musculus orbicularis oculi. Ersterer lässt die Mundwinkel steigen, während der zweite die Augen schmunzeln lässt. In der Studie von Seder und Oishi zeigte sich, dass die Studierenden besonders zufrieden mit ihrem Leben waren, deren Lachmuskeln auf den Fotos aktiver waren. Noch dreieinhalb Jahre später waren die lachenden Studierenden glücklicher als ihre weniger lach-affinen Kommilitonen.

Wie kommt es dazu? Lachenden Menschen werden gern positive Eigenschaften unterstellt, was sie als FreundIn umso geeigneter erscheinen lässt. Tatsächlich ging auch in der Studie von Seder und Oishi das Lachen mit erfüllenderen Freundschaften einher und diese soziale Verbundenheit erhöhte wiederum die spätere Lebenszufriedenheit.

Noch weitreichendere Aussagen konnten Harker und Keltner (2001) mit ihrer Studie machen. Sie betrachteten die Lachmuskeln auf Jahrbuchfotos von 20- bis 21-jährigen Studentinnen des Mills College und suchten diese Frauen über Jahrzehnte hinweg immer wieder auf. Je mehr die Frauen in jungen Jahren lachten, desto wahrscheinlicher waren sie 6 Jahre später verheiratet und desto unwahrscheinlicher war es, dass sie noch in ihren 40ern Single waren. Das Lachen einer Frau steigert ihre Chancen auf dem Dating-Markt einfach erheblich.

Die Ehe selbst ist aber ja bekanntlich noch kein Glücksgarant. Ganz nach der Binsenweisheit ‘Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn’, gab es natürlich auch Frauen, die trotz eines ernsten Jahrbuchfotos in einer Beziehung lebten. Doch auch hier profitierten die (zumindest ehemals) schmunzelnden Frauen: Sie lebten in glücklicheren Partnerschaften mit tendenziell weniger Beziehungsproblemen. Noch im Alter vom 52 Jahren waren die damals lachenden Studentinnen glücklicher in ihrer Partnerschaft! Über den insgesamt betrachteten Zeitraum von über 30 Jahren zeigte der kleine Augenblick des Lachens auf einem Jahrbuchfoto einen beträchtlichen Zusammenhang zu der Zufriedenheit mit dem Leben im Allgemeinen.

Doch nicht nur die Jahrbuchfotos junger Studentinnen haben diese Aussagekraft, auch andere Fotos aus jeglichen Lebensbereichen können den Beziehungserfolg vorhersagen. In einer Studie von Hertenstein und Kollegen (2009) wurden sowohl Jahrbuchfotos als auch andere Fotos aus unterschiedlichsten Situationen berücksichtigt. Die Personen wurden gebeten Fotos herauszusuchen, auf denen sie zwischen 5 und 22 Jahre alt waren. Auch bei dieser Bandbreite unterschiedlicher Fotos zeigte sich, dass Personen mit eifrigeren Lachmuskeln in erfolgreicheren Partnerschaften lebten: Sie hatten ein bedeutend geringeres Risiko, sich jemals in ihrem Leben scheiden zu lassen.

Das Leben Lachender ist aber nicht nur unbelasteter und schöner, es dauert darüber hinaus auch länger an. Das fanden Abel und Kruger (2010) heraus, indem sie die Lachmuskeln auf Fotos von Baseball-Spielern untersuchten. Die professionellen Sportler spielten alle in der Major League Baseball und debütierten alle vor 1950. Baseballer mit ernstem Gesichtsausdruck wurden im Schnitt 73 Jahre alt, ein kleines Lächeln brachte im Schnitt zwei weitere Lebensjahre und die enthusiastischsten Lächler wurden im Schnitt sogar 80 Jahre alt! Und der Zusammenhang zwischen dem Foto und der Lebensdauer hielt selbst bei Berücksichtigung zahlreicher anderer Einflussfaktoren wie dem Gewicht, der Bildung und dem Familienstand.


Lachen sollten wir, lieber mehr als weniger. Dann stiege nicht nur die Wahrscheinlichkeit für ein zufriedenes Leben, wir würden auch immer glücklicher. Wir würden noch mehr Freunde finden und mit diesen angenehme Freundschaften pflegen. Und die Liebe finden und halten und uns dabei konsequent wohl fühlen. So klingt ein langes Leben dann noch umso attraktiver. Ein Rundum-Sorglos-Paket.

Nur fragt sich dass Misstrauen klammheimlich: Wenn die lachenden Menschen so anziehend wirken, laut Hertenstein und Kollegen jede vielversprechende Gelegenheit ergreifen und offener für soziale Beziehungen sind, sind sie dann nicht auch gefährdet für potentiell zu enge außereheliche Bindungen? Oder bleibt die primäre Beziehung selbst im Fall der Fälle stabil, weil ein geübtes Lächeln charmant alle etwaigen Konflikte verschwinden lässt?