stability and change of personality across the life course.
neues paper im journal of personality and social psychology.
Ich bleibe ich, auch wenn ich mich verändere! Wie Heirat, Scheidung und andere bedeutende Lebensereignisse uns zu der Person machen die wir sind.
Die Blog-Geburt damals im Zug: Der freundliche junge Mann sucht ein Gespräch. Man landet auch beim Beruflichen. — Promovieren also. Interessant. Zu welchem Thema? — Und, verändert sich unsere Persönlichkeit? — In einem Satz werden die forschungs-schwangeren letzten Monate euphorisch zusammengefasst: Oh ja, die Menschen verändern sich, aber nur ein bisschen, denn alles in allem bleibt man schon ungefähr so wie man ist. — Aha. Und was untersuchst Du dann?
Promotionen lassen sich eben doch nicht so einfach in einem Satz zusammenfassen. Den Forschenden treibt eben das Detail. Um trotzdem das Große und Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren, wird heute mal das eigene aktuelle Forschungsprodukt vorgestellt, das in dieser Woche veröffentlicht wurde. Die Frage ist: Inwiefern bleiben wir eigentlich wer wir sind und warum verändern wir uns?
Zuerst einmal: Unsere Persönlichkeit ist eine relativ verlässliche Angelegenheit. Gehören wir zu der schüchternen Sorte, dann wird das mit 60 vermutlich noch so ähnlich sein wie schon mit 20 Jahren. Auch wird eine überaus gewissenhafte Person nicht von heute auf morgen zum Schludrian. Trotzdem hat das Leben ein bisschen Abwechslung parat und deshalb kommt es natürlich auch zu einigen Veränderungen in der Persönlichkeit.
Zum Beispiel werden die meisten Menschen in ihrem Leben immer verträglicher. Die erst noch jungen Rebellen werden im hohen Alter dann eben doch meist umgänglicher. Dafür büßen sie an Offenheit ein — Phantasie, frische Ideen und ein Faible für Kunst und Kultur sind dementsprechend eher von jüngeren Menschen zu erwarten. Der oben schon thematisierte allgemeine Schludrian wird mit dem Alter pflichtbewusster und diese Veränderung, hauptsächlich zwischen dem 20. und 40. Geburtstag, ist für psychologische Verhältnisse auch vergleichsweise umfangreich.
Nun ist die Persönlichkeit ja eigentlich das Herzstück einer jeden Person, denn was bliebe uns noch Relevantes ohne unsere Persönlichkeit? Veränderungen in der Persönlichkeit sind dementsprechend auch eine große Sache (man frage sich hier „Bin ich dann überhaupt noch ich?“) und kommen nicht von ungefähr. Vielmehr formt uns das Leben, also große Veränderungen und wichtige Erlebnisse.
Heiratet eine Person, dann ändert das zum Beispiel die Erwartungen anderer Personen an die nun Verheirateten. Die meisten Menschen werden dann weniger gesellig und auch weniger offen. Zumindest die Offenheit bekommt wieder Antrieb, wenn die Beziehung dann doch irgendwann in die Brüche gehen sollte. Ähnlich ist es mit der Gewissenhaftigkeit: Wenn wir den ersten Job annehmen, dann steigt unsere Gewissenhaftigkeit meist stark an, was es uns erleichtert die beruflichen Anforderungen zu meistern. Mit dem Übergang in die Rente nimmt die Gewissenhaftigkeit dann aber wieder vergleichbar stark ab, eine besonders ordentliche Lebensführung ist dann eben einfach nicht mehr notwendig.
Es gibt sie also, die Veränderungen unserer eigentlich so tief verwurzelten Persönlichkeit, denn das Leben ist abwechslungsreich genug um uns immer neue Anpassungen abzuverlangen. Weitere Informationen gibt’s in den Pressemitteilungen der Uni Münster und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung oder in der Original-Studie (siehe unten).
Weitere Informationen zum Artikel:
Does personality change across the entire life course, and are those changes due to intrinsic maturation or major life experiences? This longitudinal study investigated changes in the mean levels and rank order of the Big Five personality traits in a heterogeneous sample of 14,718 Germans across all of adulthood. Latent change and latent moderated regression models provided 4 main findings: First, age had a complex curvilinear influence on mean levels of personality. Second, the rank-order stability of Emotional Stability, Extraversion, Openness, and Agreeableness all followed an inverted U-shaped function, reaching a peak between the ages of 40 and 60 and decreasing afterward, whereas Conscientiousness showed a continuously increasing rank-order stability across adulthood. Third, personality predicted the occurrence of several objective major life events (selection effects) and changed in reaction to experiencing these events (socialization effects), suggesting that personality can change due to factors other than intrinsic maturation. Fourth, when events were clustered according to their valence, as is commonly done, effects of the environment on changes in personality were either overlooked or overgeneralized. In sum, our analyses show that personality changes throughout the life span, but with more pronounced changes in young and old ages, and that this change is partly attributable to social demands and experiences.
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