Wie hübscht man sich online auf? Wie sollte man die Affinität für Sex beim ersten Date erfragen? Und was macht ein Vegetarier im Bett? Antworten zu diesem Fragen-Potpourri gibt’s bei den mächtigen OkCupid-men.

Die Liebe ist kalkulierbar, dachten sich Chris Coyne, Sam Yagan, Max Krohn und Christian Rudder und gründeten OkCupid – the best dating site on Earth (so zumindest die Selbsteinschätzung). Und neben großem Geflirte und tiefgründigen Persönlichkeitstests, gibt’s zusätzlich noch Dating-Statistiken, herzerwärmend aufbereitet von Christian Rudder. Ein paar Eindrücke:

Die Frau auf dem Online-Dating-Markt

Attraktivität ist für Frauen, wie gewohnt, ein Vorteil. Immerhin 2/3 der Nachrichten von Männern gehen an das hübscheste Drittel der Frauen. Dennoch ist die Attraktivität allein kein Erfolgs-Garant. Statt durchweg recht positiver Attraktivitätseinschätzungen ist es erfolgsversprechender vereinzelt als „super heiß“ eingeschätzt zu werden (auch wenn andere Männer konträrer Ansicht sind). Polarization is the key! Für diejenigen, denen es an umwerfender Natur-Schönheit mangelt, bieten sich deshalb Extravaganzen an, das heißt: Wenn schon nicht alle Männer erobern, dann wenigstens eine liebenswürdige Randgruppe bis zur Hyperventilation begeistern. Als Mittel bieten sich große/bunte Tattoos, Piercings an abgefahrenen Stellen, knallige Haarfarben und asymmetrische Frisuren an (zumindest sofern man auf Männer steht, die auf solche Frauen stehen).

Nun eignet sich ein biometrisches Passbild nicht besonders zum Anmachen. Viel besser funktioniert ein flirty Blick. Ganz wichtig ist hierbei der Blickkontakt, denn fehlt dieser werden die Annäherungsversuche fast ganz ausbleiben. Ein bisschen mehr vom Dekolleté lockt außerdem Männer an, allerdings nicht unbedingt langfristig. Und lächeln ist immer gut. Posiert eine Frau mit einem Tier, dann sinken die Kontaktaufnahmen in den Keller. Die Kontakte, die dennoch ankommen führen dann aber wenigstens zu einer richtigen Unterhaltung. Fazit: Lächeln und angucken, je nach Ziel (one-night stand vs. never-ending love) das Haustier lieber weglassen oder in den Fokus rücken.

Der Mann auf dem Online-Dating-Markt

Frauen sind bei ihrer Attraktivitätseinschätzung deutlich kritischer als Männer. 80% der Männer sehen ihrer Einschätzung nach unterdurchschnittlich gut aus. Doch keine Sorge, Frauen daten auch unattraktive Männer. Der tiefe Ausschnitt der Frau ist der freie Oberkörper beim Mann: Unter 30-Jährige profitieren bei vorhandenen Muskeln vom abhandenen T-Shirt. Genau wie bei den Frauen ist fehlender Blickkontakt gekoppelt mit einem flirty Gesichtsausdruck ein Kontakthemmer. Konträr zu den Frauen hat ein Mann allerdings dann besonders Erfolg, wenn er weder lächelt noch Blickkontakt hat. Und ein Tier auf dem Foto ist auch vorteilhaft, egal welche Strategie verfolgt wird.

Unisex-Tipps

  1. Ein Handyfoto führt meist zu nicht besonders attraktiven Fotos. Wenn schon vom Handy, dann am besten vom iPhone, denn iPhone-Nutzer haben wenigstens mehr Sex (ca. 11 Sexpartner; im Vergleich dazu hat ein Blackberry-Nutzer ca. 8 und ein Android-Nutzer ca. 6 Sexpartner bis zum Alter von 30 Jahren gehabt).
  2. Mit dem Alter sinkt auch die Attraktivität. Wer diesen Trend bremsen möchte sollte sich ins rechte Licht rücken. Eine Person in ihren besten Jahren (25!) kann ohne Blitz nämlich so attraktiv aussehen wie eine 18-jährige, sähe mit Blitz aber bereits aus wie eine 32-jährige Person.
  3. Wer alle Möglichkeiten ausschöpfen will (oder muss), sollte Tiefenunschärfe nutzen und am späten Nachmittag oder nachts fotografiert werden (welcher Zusammenhang auch immer dafür verantwortlich ist…).
  4. Und wenn wir gerade beim Aufhübschen sind: Männer und Frauen machen sich online 5 cm größer. Und die Größe hat durchaus auch seine Vorteile, zumindest haben größere Menschen auch mehr Sex. Die in diesem Sinne ideale Größe für den Mann sind 1,96 m, für die Frau 1,78 m. Man fragt sich jedoch: Wird hier wirklich nur bei der Körpergröße geschummelt oder vielleicht auch beim Sexleben ein bisschen dazugedichtet?
  5. Bei unspektakulärem oder aktiv unhübschem Gesicht kann übrigens auf dem Dating-Foto auf dieses verzichtet werden. Ist das Gesicht nämlich nicht zu sehen, werden die potentiellen Partner nicht misstrauisch, sondern bleiben genauso aufgeschlossen zur Kontaktaufnahme. Zumindest solang man das Fehlen adäquat kompensiert (hier ist Kreativität gefragt!).

Zum Glück geht es aber selbst beim Dating nicht nur um Äußerlichkeiten. Hat man sich ein ansehnliches Exemplar ausgeguckt, entstehen meist ganz neue Fragen. Zum Beispiel: Besteht die Chance die Person beim ersten Date zum sexuellen Höhepunkt zu kriegen? Zumindest in den USA scheint das ein Riesenthema zu sein und ist dort unter Frauen flächendeckend verpönt. Um diesbezüglich nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, bietet es sich deshalb an, behutsam nach der Biervorliebe zu fragen, denn diese ist ein hervorragender Prädiktor für dieses lasterhafte Hingeben: Unter Bier-Liebhabern ist die Wahrscheinlichkeit für Sex beim ersten Treffen um 60% höher (ob Wein vergleichbar zügellos macht?).

Ist man jedoch auf der Suche nach Langfristigem (nicht, dass sich beides ausschließen muss), dann empfiehlt es sich drei Fragen zu stellen: (1) Magst Du Horror-Filme?, (2) Bist Du jemals in einem anderen Land allein herumgereist? und (3) Wäre es nicht spaßig alles hinzuwerfen und auf einem Segelboot zu leben? Stimmen die Antworten des Befragten mit den eigenen Vorlieben überein sollte man versuchen ein Date klarzumachen. Diese drei Fragen sind bei erfolgreichen Beziehungen nämlich bedeutend häufiger gleich ausgeprägt als andere (da können selbst Fragen nach Gott, der Wichtigkeit von Sex und dem Rauchverhalten einpacken).

Und was macht nun der Vegetarier im Bett? Tja, das muss der Lesende vermutlich selbst herausfinden, sofern er/sie es noch nicht getan hat (unwahrscheinlich – verantwortungsvolles Essen scheint ja weiterhin modern zu sein). Als kleiner Appetizer sei nur schon mal gesagt: OkCupid-Vegetarier genießen es laut Statistik bedeutend mehr, Oralsex zu geben als der Rest der OkCupid-Welt.

Dem Lesenden seien die Handlungsempfehlungen ans Herz gelegt, auch wenn die dahinterstehenden Zusammenhänge nicht immer klar und vor allem nicht wissenschaftlich fundiert sind, denn eine Korrelation verspricht ja bekanntlich nicht zwingend Kausalität. Etwas wissenschaftlicher betrachten das Phänomen „Happy guys finish last“ Tracy und Beall, die auch zu dem Schluss kommen, dass sich Männer für eine Portion Sexappeal das Lächeln besser verkneifen sollten.

Und abschließend noch der Beweis, dass Christian Rudder nicht nur mit Zahlen jonglieren und Worten brillieren kann, sondern auch musikalisch verzaubert: https://www.youtube.com/watch?v=_LpmrZbTu1o


Vielen Dank an dieser Stelle an Micha, der mich auf OkCupid aufmerksam machte!