good girl or bad girl, teil 2: was tun, nachdem es passiert ist?
labor meets liebe.
Nach einem leidenschaftlichen Höhepunkt für zwei der Beteiligten beginnen nach einem Seitensprung die Herausforderungen einer Dreiecksbeziehung. Welche negativen und vielleicht auch positiven Konsequenzen haben solche Affären für die Involvierten und wie macht man das Beste aus dem Geschehenen?
Drei von vier Menschen finden Untreue ausnahmslos falsch. Unter den Untreuen finden sich allerdings 9 von 10, die diese dann doch irgendwie rechtfertigen können. Männer meist durch Betonung des Vergnügens („Es hat doch so gerockt!“) und Frauen mit Betonung der Verbundenheit („Wir waren uns so nah!“). Trotz eigener Rechtfertigung ist Untreue aber immer noch der Scheidungsgrund Nummer 1. Jedoch meist nicht direkt durch die Affäre selbst, sondern durch die damit einhergehenden Konflikte wie Vertrauensverlust, Streit, verminderte Selbstsicherheit und Angst vor Ablehnung. Und obwohl viele angeben, dass sie sich bei Untreue des Partners trennen würden (60%), tut es dann letztendlich doch nur jeder 4. davon. Dennoch erhöht Untreue das Risiko für emotionale Probleme, beispielsweise Depression.
Manche können einem solchen Konflikt aber auch etwas Positives abgewinnen. In einer qualitativen Studie von Olson und Kollegen (2007), berichtete beispielsweise eine Frau „It did bring us closer together.“ und eine fand für sich heraus „…how you’ve got to work on your marriage daily. How important communication with your spouse is. That’s the most important lesson I’ll probably take out of this.“
Untreue führt aber nicht nur zu Glück oder Unglück, sondern ist selbstverständlich vielschichtiger. Ein Perspektiv-Wechsel:
Der/die Untreue
Ungefähr 80% der Menschen sind treu. Die restlichen 20% kommen im Laufe ihrer Beziehung mal vom Weg ab, allerdings nicht besonders häufig. Nur 3% der Gebundenen berichten einen Seitensprung im letzten Jahr. Männer können dabei erstaunlich gut zwischen Sex und Liebe trennen, während Frauen prädestiniert dafür sind sich auch emotional zu verwickeln.
Obwohl Geheimnistuerei auch seine Nachteile hat (sich beispielsweise negativ auf eine Paartherapie auswirken kann), empfiehlt es sich im Normalfall hier aus der Mücke keinen Elefanten zu machen. Ein offenes Aussprechen mindert zwar die eigenen Schuldgefühle („geteiltes Leid ist halbes Leid“), mutet dem Betrogenen aber allerhand zu. Wie tolerant der Partner bezüglich der Untreue ist, ist von zahlreichen Faktoren abhängig, beispielsweise der Bildung (gebildete Menschen sind freizügiger), der Kultur (in Russland, Bulgarien und Tschechien ist man beispielsweise unverkrampfter) und der eigenen Fremdgeh-Geschichte (Fremdgeher sind fairerweise auch ihren Partnern gegenüber nachsichtiger).
Zumindest im allgemeinen kriminologischen Setting beobachteten Nordgren und McDonnell (2011) das Scope-Severity Paradox: Straftaten mit wenig Opfern werden als schlimmer bewertet als Straftaten mit mehr Opfern. Dieser scheinbare Widerspruch beruht darauf, dass man von einzelnen Opfern ein konkreteres und persönlicheres Bild entwickelt als von einer größeren und anonymen Menge. Dies lässt sich vermutlich auch auf Beziehungen übertragen: Ist man durch 10 verschiedene Betten gehopst wird der Partner einem vermutlich weniger emotionale Untreue unterstellen (was insbesondere Frauen besänftigen kann), als wenn man 10 Mal in das gleiche Bett geschlüpft ist.
Der/die Betrogene
Die betrogene Person ist zum einen meist verletzt, fragt sich zum anderen aber häufig auch nach den Ursachen beziehungsweise dem eigenen Anteil daran. Tatsächlich ist es so, dass mit steigender Unzufriedenheit in der Beziehung auch das Risiko für das Fremdgehen steigt. Wichtig hierbei ist, dass der Einfluss der primären Beziehung aber eher klein ist und eher mit emotionaler Untreue, anstatt sexueller Untreue, verbunden ist.
Die Hälfte der Seitensprünge passiert übrigens mit Arbeitskollegen und dabei spielt die potentielle Unzufriedenheit in der Beziehung überhaupt keine Rolle. Hier scheint sich eher das Sprichwort „Gelegenheit macht Diebe“ übertragen zu lassen. Die eigene Bedeutung in der fremden Zweisamkeit kann also vernachlässigt werden, was einerseits tröstend sein kann („Der Grund für den Seitensprung ist nicht seine/ihre Unzufriedenheit mit mir“), andererseits auch belastend („Die Beziehung kann noch so schön sein, eine Garant für Treue ist es dennoch nicht“).
Der/die Dritte
Sehr wenig Beachtung findet häufig die Rolle der dritten Person. Statt wissenschaftlicher Fundierung ist hier eine künstlerische Herangehensweise empfohlen: Mistresses. Eine wunderbare Serie der BBC, die vier Freundinnen in jeder Rolle betrachtet (als Betrogene, Betrügende und Geliebte).
Vielen Dank an dieser Stelle an Sophie, die durch ihren Kommentar unter dem letzten Blog-Eintrag zu diesem Eintrag anregte. Für diejenigen, deren Wissensdurst zu diesem Thema noch nicht gestillt ist, empfiehlt sich ein sehr schöner Überblicksartikel von Blow und Hartnett (2005), der auch für Nicht-Psychologen gut verständlich ist.