sex als liebes-retter.
labor meets liebe.
Nach zwei, spätestens drei, Jahren Beziehung ist die Verliebtheit meist vorüber. Doch wann und wie halten wir zusammen, wenn die Schmetterlinge verflogen sind? Wer passt zu wem und was kann man tun, wenn die Anfangsbedingungen doch nicht so optimal sind?
Gleich und gleich gesellt sich gern. Und scheint damit, zumindest beziehungstechnisch, auch erfolgreich zu sein. Obwohl sich Psychologen noch uneins darüber sind, wie ähnlich sich Paare tatsächlich sind, gibt es doch einige Indizien dafür, dass sich Partner in allerlei Eigenschaften ähneln, wie beispielsweise in ihrer Attraktivität, Religiosität und sozialen Schicht. Rammstedt und Schupp (2008) haben mit meinen Lieblingsdaten herausgefunden, dass sich Paare aus Deutschland auch in ihrer Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Neues sehr ähneln. Interessanterweise ist diese Ähnlichkeit in langandauernden Beziehungen umso stärker. Das heißt: Entweder wir werden uns in Beziehungen immer ähnlicher (und jeder kann hier bestimmt mindestens eine anschauliche Anekdote anstimmen) oder nur die Beziehungen sind stabil, in denen sich die Partner einander ähneln.
Glücklicher scheinen ähnliche Paare jedenfalls nicht zu sein, wie Dyrenforth mit Kollegen (2010) herausfand. Es scheint also durchaus andere, eventuell wichtigere Faktoren als die Ähnlichkeit zwischen den Partnern zu geben, die bestimmen ob eine Beziehung glücklich ist. Man stelle sich einen groben, egoistischen, unhöflichen Mann, also eine unverträgliche Person, vor. Auch wenn eine Ähnlichkeit in der Verträglichkeit in einigen Fällen beziehungsförderlich sein mag, so hat die Beziehung vermutlich mehr Aussicht auf Erfolg, wenn wenigstens der weibliche Part in diesem Zweierlei verträglich ist, also mit Nachsicht und Bedacht die (vielleicht manchmal auch liebenswerten) Macken des Partners ausgleicht. Zumindest zeigen Jensen-Campbell und Kollegen (2010) allerlei Vorzüge auf, die solch verträglichen Menschen passieren, unter anderem auch Erfolg in der Beziehung.
Als Risikoeigenschaft schlechthin gilt meist der Neurotizismus. Nicht nur im Bereich Beziehungen übrigens. Personen dieser Risikogruppe sorgen sich häufig, sind nervös und können oft nicht gut mit Stress umgehen. Menschen mit dieser Eigenschaft sind unzufriedener mit ihrem Leben, ihrer Beziehung und ihrem Sexualleben, womit quasi alles Bedeutende abgedeckt wäre. Nun gibt es glücklicherweise, und vermutlich jeder kennt sie, wenn er ihnen nicht sogar selbst angehört, sehr liebenswerte Neurotizisten und Russell und McNulty (2011) haben nun eine Strategie gefunden, wie sich auch mit diesen Menschen eine zufriedene Beziehung führen lässt:
Der Schlüssel zum Glück liegt beim Sex. Genauer, beim häufigen Sex. Das schöne Nebenprodukt beim Sex ist sowieso, dass es auch über den Augenblick hinaus glücklich macht und sogar noch am nächsten Tag die Stimmung hebt. Aber was heißt das eigentlich, häufiger Sex? Die (frisch verheirateten) Paare aus der Studie von Russell und McNulty (2011) berichteten durchschnittlich ungefähr 40 solcher Stimmungsheber pro Halbjahr. [Der Lesende darf sich an dieser Stelle selbstkritisch fragen, ob er in der Lage wäre sein vergangenes halbes Jahr quantitativ so eindeutig zu umfassen.] Mit ein bis zwei Mal pro Woche scheint man also ganz gut dabei zu sein, allerdings ist die Schwankung zwischen den Paaren beträchtlich („normal“ ist, wie immer, was beiden gefällt und das kann eventuell zwischen 2 und 80 Mal pro Halbjahr liegen) und nimmt über die Zeit tendenziell ab.
Wie lassen sich diese Studien aber nun auf den Alltag anwenden? Der Liebe-Suchende sollte möglicherweise bei der Partnerwahl berücksichtigen, ob die Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Neues bei dem potentiellen Partner vergleichbar zum eigenen Profil ist. Abgesehen davon, scheint eine verträgliche Person allgemein eine gute Partie zu sein, das heißt (a) haltet Ausschau nach umgänglichen Menschen und (b) werdet selbst umgänglich, um attraktiv zu wirken und höhere Chancen auf süßen, aufgeweckten, intelligenten Nachwuchs zu haben. Darüber hinaus: Habt Sex und möglichst viel davon. Nicht nur, aber insbesondere dann, wenn ihr selbst oder der/die Lieblingsliebste zu den Sorgen-Menschen mit der Risiko-Persönlichkeit gehört. In diesem Sinne, Gute Nacht!