Auf den Spuren der Liebe- und Sex-Suchenden: Das Internet vermag immer mehr die wichtigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Deshalb geht es heute um die Frage: Wer befriedigt diese eigentlich wann und wie?

Google gibt Insights for Search und macht damit deutlich, was vermutlich sowieso nicht zu leugnen war: Die Suche nach Sex ist bedeutend verbreiteter als die Suche nach der Liebe. Ganz prominent dabei „free sex“ und, als Rising Star der letzten Wochen, „we want sex“. Während die Suche nach dem Sex kontinuierlich am Wochenende ihren Höhepunkterreicht, dümpeln die Liebe-Suchenden gleichbleibend auf weniger engagiertem Niveau vor sich hin.

Eine Ausnahme bilden dabei bedeutende Festtage: Das reguläre Wochenend-Hoch unter den Sex-Suchenden am 12. und 13. Februar beruhigte sich zwar wie gewohnt am Valentins-Montag, nahm aber ausnahmsweise am eigentlich weniger beliebten Dienstag doch noch einmal Fahrt auf und entwickelte sich zu einem wochenend-ähnlichen Hoch. In der Liebe tut sich in diesen Tagen genau das Gegenteil. Sehr erstaunlich und man fragt sich nach den Ursachen: Sind wir am Valentinstag vielleicht derart romantisiert, dass wir uns scheuen primitiven Bedürfnissen nachzugehen, welche einen Tag später dann aber doch schon wieder aus uns herausbrechen? Oder erwarten wir an diesem Tag optimistisch vermehrt eine Verknüpfung von der Liebe mit dem Sex und holen nach, was dann doch nicht eintrat? Zumindest ist ein ähnlich untypisches Sex-Such-Hoch auch über Weihnachten beobachtbar…

Das Missverhältnis zwischen den Sex- und Liebe-Suchenden ist ansonsten halbwegs stabil, zumindest wenn man von dem anscheinend heißblütigen Jahr 2006 absieht. Ganz groß beim Sex suchen sind übrigens, weit abgeschlagen, Hessen und NRW. In NRW sucht man zeitgleich aber anscheinend auch nach der Liebe, daran sind die Hessen jedoch wiederum weniger interessiert… Liegt das am Temperament des Hessen oder sucht der Liebeshungrige dort vielleicht eher einen Partner (ganz oben auch hier wieder die billige Version: “kostenlos partner finden”)?

Eine ähnliche Variante, the old fashioned way, findet man bei Google Ngram: Statt Web-Suchanfragen werden nun Buchinhalte durchstöbert. Hierbei ist die Liebe weitaus verbreiteter als der Sex, wenn auch die Bedeutung dieser neben starken Schwankungen zurzeit tendenziell abnimmt, während der Sex immer wichtiger wird. Es dürfte allerdings noch allerhand Jahrzehnte dauern bis beides vergleichbar hochfrequent beschrieben wird.

Man könnte sich fast verlaufen bei diesen herrlichen großen Datensätzen, beispielsweise auch hier mit öffentlichen Datensätzen aus allerlei Ländern zu allerlei Themen (Bevölkerung, Arbeitslosigkeit, Sterblichkeit, Energie, Autoindustrie, Gesundheit,…). Ähnlich verliebt in diese großen Datenmengen wie ich, war vermutlich auch Familie Markey: Herr und Frau Markey verbrachten ihre Arbeitszeit mit der Suche nach Pornographie-Suchenden und fanden in einer famosen Studie (2010) heraus, dass Gewinner mehr Pornographie suchen als Verlierer. Gewinner waren in diesem Fall die Einwohner von Staaten, die für den gewinnenden Präsidentschafts-Kandidaten stimmten, während Verlierer die Einwohner jener Staaten waren, die für den verlierenden Präsidentschafts-Kandidaten stimmten. Ob sich aus solchen Befunden auch in Zeiten der Pille ein Baby-Boom entwickeln kann, benötigt auf jeden Fall noch genauerer Betrachtung.