Die moderne Frau ist seit den 60er Jahren durchweg schwanger. Zumindest pseudo-schwanger. Doch statt zwangsläufig mit einem dicken Bauch, geht dies mit zuverlässigen 28-Tage-„Zyklen“ einher. Neben den zahlreichen Vorteilen der Pille gerät eines häufig in Vergessenheit: Der Reiz der fruchtbaren Frau.

Für die Striptease-Tänzerinnen unter den Lesenden ist die praktische Implikation in dieser Woche so eindeutig, dass ich in mit-der-Tür-ins-Haus-fallender Manier schon jetzt empfehlen kann: Setzt die Pille ab! Tänzerinnen in diesem Metier verdienen dann nämlich bedeutend mehr (fast 150%!) als ihre hormonell verhütenden Konkurrentinnen, wie Miller mit Kollegen (2007) herausfand. Da sich das Gehalt in dem untersuchten Nachtclub aus der Anzahl der Lap Dances ergab, kann auf einen sehr deutlichen Zusammenhang zwischen dem hormonellen Zustand der Tänzerinnen und ihrem Eindruck auf die Männer geschlossen werden. Ob dieser Vorteil auch in anderen, weniger sexuellen Berufen, erhalten bleibt, bedarf allerdings noch weiterer Untersuchungen.

Weit weniger weiterer Untersuchungen bedarf der Fakt, dass Frauen während ihrer fruchtbaren Tage attraktiver wirken. Miller und Maner (2011) haben hierzu sehr schön verschiedene Studien zusammengefasst, in denen herausgefunden wurde, dass sowohl der Geruch, die Stimme und das Gesicht, als auch der Körperbau während der „echten“ fruchtbaren Tage (wenn also nicht hormonell verhütet wurde) deutlich attraktiver wirken. Frauen scheinen in dieser Zeit sogar symmetrischer auszusehen. Mit der erhöhten Attraktivität geht dann auch schnell sexuell gefärbtes Denken und Verhalten der Männer einher. Da müssen die Herren nur einmal an einem T-Shirt riechen, das eine Frau während ihrer fruchtbaren Tage trug, und schon sprudelt es im Gehirn nur so vor sexuellen Worten.

Doch nicht nur die Männer spielen verrückt, auch die Frauen verändern sich. Wie Miller und Maner (2011) zusammenfassten, haben Frauen in dieser Zeit erhöhtes sexuelles Verlangen, steigern ihre Partnersuche und kleiden sich anzüglicher. Ein schönes Beispiel dazu liefert Guéguen (2009): Er schickte attraktive junge Männer in die Fußgängerzone um Damen ungefähr so anzusprechen: „Hallo, ich heiße Antoine. Ich wollte Dir nur sagen, dass Du wirklich hübsch bist. Ich muss heute Nachmittag arbeiten und habe mich gefragt, ob Du mir Deine Telefonnummer geben würdest. Ich würde Dich dann später anrufen und wir könnten zusammen etwas trinken gehen.”

Ein Antoine klingt schon sehr reizvoll, aber das Experiment fand in Frankreich statt und da ist Antoine ungefähr so verbreitet wie hierzulande Paul. Zugeneigt bei diesem Wasserfall der Zuneigungsbekundungen zeigten sich jedenfalls vor allem die Nicht-Pillen-Nutzerinnen (im Vergleich zu den Pillen-Nutzerinnen) und außerdem eher die Frauen in ihren fruchtbaren als nicht-fruchtbaren Tagen.

Die Lasterhaftigkeit der Damen geht sogar so weit, wie Guéguen (2009) zusammenfasst, dass sie sich während ihrer fruchtbaren Tage ihrem Partner weniger verpflichtet fühlen und die Wahrscheinlichkeit für Untreue um das 2,5-fache steigt. Das lässt sich vielleicht so erklären, dass Frauen allgemeinhin für langfristige Beziehungen verantwortungsvolle, liebevolle und treue Männer bevorzugen. Diese sichern eine gute Versorgung. Wenn die Fruchtbarkeit aber ihren Peak erreicht, zählt vor allem gutes genetisches Material, was die Damen eher bei großen, maskulinen und dominanten Männern erwarten.

Die Implikationen für den Praktiker sind in dieser Woche vielfältig: Nehmen wir die Frau, die solo ist und/oder einen Flirt genießt: Sie sollte möglicherweise auf die Pille verzichten, denn so wirkt sie auf Männer attraktiver und wird mehr Spaß und Erfolg beim Flirten haben.

Männer mit einer großartigen Frau sollten dieser gegenüber vielleicht eher die Vorteile der Pille hervorheben, um die Wahrscheinlichkeit für Fremdgeh-Lust und Fremdgeh-Angebote zu vermindern. Wenn dieser Versuch scheitert, sei es während der fruchtbaren Tage dann ausnahmsweise gestattet, die Macho-Facetten weniger zu unterdrücken. Dann heißt es Brust raus, Schultern zurück und Dominanz zeigen.

Männer auf der Suche nach einer kurzfristigen Beziehung sollten auf jeden Fall (neben krankheitsbedingten Überlegungen) auf ein Kondom bestehen, da die Frau, mit der sie den Zwischendurch-Spaß teilen wollen, eher nicht die Pille nimmt (deshalb ist sie so attraktiv) und sich eher in ihren fruchtbaren Tagen befindet (deshalb wirkt sie umso attraktiver und lässt sich eher auf diese Spielerei ein).