mein kleiner beziehungsratgeber.
neue reihe: labor meets liebe.
Mein optimistisches Ich unterstellt der Wissenschaft und ihren neuesten Erkenntnissen gern und selbstbewusst eine gewisse Alltagstauglichkeit (auch um selbst reinen Gewissens die zahlreichen eigenen “geopferten” Lebensstunden und steuerzahler-bezahlten Arbeitsstunden zu rechtfertigen). Und um den Elfenbeinturm und das wahre Leben weiter zu verknüpfen, starte ich hiermit meinen kleinen Beziehungsratgeber, der es zum Ziel hat einen Ausschnitt aktueller Studien zum Miteinander vor, während und nach Beziehungen kurz vorzustellen.
Ähnlichkeit ist sexy. Das häufig beobachtete Phänomen wird gemeinhin assortive mating genannt. Und so erstaunt es auch nicht, dass sich die schnieke Junge Liberale in den aufstrebenden Junior Manager verguckt und der Greenpeace-Anhänger der PETA-Aktivistin Blumen schenkt. Neben solchen Oberflächlichkeiten versteckt sich die Ähnlichkeit aber manchmal auch im Detail, wie Pennebaker und Kollegen kürzlich herausfanden: Personen, die sich in ihrer Art zu sprechen, unabhängig vom eigentlichen Inhalt des Gesprochenen, ähneln, mögen sich mehr. Je nach Benutzung von Pronomen, Artikeln und Co (den Funktionswörtern) steigt oder sinkt das Interesse am Anderen (beim Speed-Dating) oder die Stabilität der Beziehung (bei Langzeit-Partnern).
Das Fazit: Das Wie ist wieder einmal wichtiger als das Was und wer sich schon mal mit unerklärlicher Hingezogenheit konfrontiert sah, kann das jetzt vielleicht mit der unbewussten Übereinstimmung des Subtextes erklären.
Zum Weiterlesen: Ireland et al., Psychological Science, 2011
Die Treue: Gern genommen, aber nicht immer gehalten. Wer sich manchmal nicht zurückhalten kann, der kann das jetzt wissenschaftlich fundiert mit seiner fehlenden exekutiven oder kognitiven Kontrolle rechtfertigen (möglicherweise). Und wer sich um die Treue der geliebten Person sorgt, kann sie oder ihn mal „unauffällig“ testen. Einfach eine Liste mit Farbworten in unterschiedlicher Farbe vorlegen (beispielsweise rot – blau – gelb - … in den Farben rot – gelb – blau - …) und die Farbe der Worte nennen lassen. Wenn das nicht so gut klappt (der/die Lieblingsliebste sich also durch das Geschriebene ablenken lässt, beispielsweise blau sagt statt gelb beim gelben Wort blau), dann sind die Sorgen eventuell berechtigt.
Zum Weiterlesen: Pronk et al., Journal of Personality and Social Psychology, in press
Doch was tun, wenn der/die Liebste zur Risikogruppe gehört? Zumindest eines sollte man laut DeWall und Kollegen nicht tun, nämlich die attraktiven jungen Damen beziehungsweise Herren aus dem Blickfeld räumen. Dann rächt sich nämlich das Sprichwort Forbidden fruit is the sweetest, indem die Zufriedenheit in der Beziehung sinkt, die Untreue immer reizvoller erscheint und alternative Partner dem/der Umworbenen noch mehr ins Auge springen.
Zum Weiterlesen: DeWall, Journal of Personality and Social Psychology, in press
Vielleicht tröstet eine Studie von Wilson und Kollegen über diese Zwickmühle hinweg. In dieser fanden die Kollegen nämlich heraus, dass Unsicherheiten darin, ob und wie sehr man gemocht wird, die Attraktivität steigern kann. Dann sogar nicht bei einem selbst, soll heißen: Je unsicherer ich bin, desto attraktiver wirkt die verunsichernde Person auf mich. Und wo tröstet das jetzt? Nun, zum einen ist das verliebt sein an sich ja schon wünschenswert (und damit potentiell steigerungswert) und zum anderen hat man so im schlimmsten Fall wenigstens eine Strategie für die nächsten Lieblingsliebsten (einfach die Intention charmant verschleiern).
Zum Weiterlesen: Whitchurch, Psychological Science, 2011
Abschließend gibt’s noch ein Lieblings-Liebes-Lied der Extraklasse. Beim Anhören bietet es sich an entweder die Augen zu schließen oder durch die Wohnung zu tänzeln (das steigert den Genuss und vermeidet das Ansehen des dazugehörigen leicht dämlichen Videos): The Divine Comedy - Perfect Lovesong