Wie viel Energie, wie viel Zeit und Muße floss in diesen Wissenschaftswettbewerb! Und wie schnell verpufft der Zauber nach der Entscheidung. Am 22. Mai wurden die Exzellenzcluster der nächsten Förderrunde bekannt gegeben, auf die die Universitäten – und vor allem ihre Wissenschaftler:innen – seit vielen Monaten mit unglaublich viel Einsatz zugearbeitet haben.

In Berlin fällt das Jubeln gerade nicht leicht, ist das Ergebnis doch längst nicht so glamourös wie noch in der letzten Runde. Obwohl dieses Mal insgesamt deutlich mehr Cluster gefördert werden (70 statt bisher 57), musste Berlin Federn lassen: Weniger als die Hälfte der bisherigen Cluster werden weiter gefördert. Dafür kommen zwei neue dazu, insgesamt sind es hier nun fünf statt sieben Cluster. Die TU Berlin trägt dazu nur ein Cluster bei, dabei war sie mit vier Anträgen in die Endrunde gekommen. Damit wird Berlin von seinem Lieblingsrivalen, dem Wissenschaftsstandort München, überholt, ebenso von den vergleichsweise kleinen Universitätsstädten Bonn und Tübingen.

Aber auch fünf bewilligte Cluster sind natürlich fünf Gründe, zu jubeln. Und dass Berlin überhaupt mit so vielen Anträgen ins Rennen ging, zeigt ja, dass es hier vor Ideen und kooperationsfreudigen Forschenden nur so sprudelt. Gleichzeitig sollte das Zurückbleiben vor den (zugegeben hohen) Erwartungen eigentlich ein Anlass sein, um sich zu fragen, was München, Bonn und Tübingen besser gemacht haben als die Hauptstadt. Wie gelingt es der Uni Bonn mit lediglich 700 Professuren und der Uni Tübingen mit weniger als 600 Professuren, einen Wissenschaftsstandort wie Berlin mit doppelt so viel Personal abzuhängen?

Nur: Zeit zum Innehalten bleibt nicht, denn in zwei Monaten folgt schon die nächste Frist: für die Evaluation des Exzellenz-Verbunds. Also schnell den Sekt hinunterstürzen und dann wieder die Ärmel hochkrempeln.


Dieser Artikel wurde zuerst im Tagesspiegel veröffentlicht. Er ist Teil der Kolumne “Vom Campus”, in der ich alle 4 Wochen einen Text veröffentliche.