wie tief deutschland emotional gespalten ist.
bericht und interview bei zeit online.
Stehen sich Teile der Gesellschaft in wichtigen politischen Streitfragen unversöhnlich gegenüber, so sprechen wir von Polarisierung. Sind die Konflikte emotional sehr aufgeladen, liegt eine affektive Polarisierung vor. In diesem Fall bilden sich Gruppen von Menschen, die sich in ihren politischen Einstellungen untereinander gleichen und einerseits eine starke in-group bilden (sich also gegenseitig schätzen) und sich andererseits von andersdenkenden Menschen (der out-group) stark abgrenzen. Im Extremfall führt das zu der Bereitschaft, Gewalt gegenüber Mitgliedern der out-group anzuwenden.
In unserem Einstein Research Unit “Coping with Affective Polarization: How Civil Society Fosters Social Cohesion”, das ich als Sprecherin leiten darf, beschäftigen wir uns mit der Frage, wie affektiv polarisiert die Menschen in Deutschland sind. Wir untersuchen, welche Themen emotional aufgeladen sind, wie sich affektive Polarisierung über die Zeit entwickelt und wer davon in welcher Weise betroffen ist. Aus diesen Forschungsergebnissen leiten wir praktisch anwendbare Interventionen ab, die das Ziel haben, die negativen Auswirkungen von affektiver Polarisierung zu bewältigen.
In Kooperation mit ZEIT Online ist heute ein Bericht zu unserem Forschungsverbund erschienen. Unter dem Titel “Wie tief Deutschland emotional gespalten ist” präsentiert ein Team der Zeit (Paul Blickle, Philip Faigle, Dana Hajek, Anaïs Kaluza, David Schach und Julian Stahnke) Analysen und Visualisierungen zu unserem Berliner Polarisierungs-Monitor. Bei diesem Monitor handelt es sich um eine längsschnitliche Online-Studie, in der wir alle 6-8 Wochen immer wieder die gleichen 4.000 Menschen in Deutschland zu ihren Einstellungen, Gefühlen und Lebensbedingungen befragen.
Zusätzlich haben Philip Faigle und Anaïs Kaluza von ZEIT Online ein ausführliches Interview mit dem Titel „Wer emotional polarisiert ist, hält andere für dumm, herzlos, böse“ mit mir geführt. Darin sprechen wir unter anderem darüber, welche politischen Themen derzeit besonders polarisieren und welche Gefühle dabei eine Rolle spielen. Es geht darum, warum sich Menschen überhaupt in in-group und out-group sortieren und welche Folgen das für unsere Demokratie haben kann. Und wir betrachten Fähigkeiten, die es erleichtern, den negativen Konsequenzen von affektiver Polarisierung entgegenzuwirken und wie sich daraus Interventionen ableiten lassen.